Kleines Berliner Mikroskop; kleines Trommelstativ mit Grobtrieb um 1865. Das Instrument ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem Messing, blankem und gebläutem Stahl. Das Mikroskop verfügt über einen Tubus fester Länge, die grobe Einstellung wird über Zahn und Trieb ermöglicht, der Feinfokus durch das Heben des Tisches über einen seitlichen Trieb. | |||
Die Gängigkeit des Feintriebs kann über eine kleine
Schraube am Führungsstift justiert werden. Die Regulierung der Beleuchtung
erfolgt über eine Revolverlochblende mit drei Öffnungen - für
höchste Vergrößerungen kann eine Blende in den Tisch eingelegt
werden, die über eine Aperturöffnung von nur 1,5 mm verfügt.
Die Signatur des Instrumentes befindet sich auf dem oberen Abschluß des Tubuses:
Um eine bessere Standfestigkeit zu erreichen ist der runde Fuß des Mikroskops mit Blei ausgegossen. Ausgestattet ist das Mikroskop mit den beiden Okularen Nr. 1 und Nr. 2 sowie einem vierteiligen Satzobjektiv, dessen Systemringe mit den Schlagzahlen 1, 2, 3 und 4 versehen sind. Ein Okularmikrometer sowie eine Lupe nach Wilson schliessen den Umfang des optischen Zubehörs ab. Die beigegebene Tabelle weist lineare Vergrösserungen von 45 bis 500-fach aus. Liegend wird das Mikroskop im Mahagoni-Kasten untergebracht, welcher im Stil der frühen Mikroskope aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek über eine Schublade verfügt, die mit einem Knauf aus Bein versehen ist und über einen kleinen Hebel aus Bein verschlossen werden kann. |
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Das hier gezeigte kleine Trommelstativ orientiert sich an der von Georg Oberhäuser eingeführten und in Berlin von Friedrick Wilhelm Schiek modifizierten Bauart. | |||
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Bereits vor 1812 findet sich in den den Berliner Adressbüchern
unter dem Namen Grothe ein Zeugschmidt. Dieser Werkzeugmachermeister Joachim
Grothe wohnt in der Judenstraße 49. Im Jahre 1820 taucht in den
Adressbüchern erstmals ein weiterer Werkzeugmeister mit diesem Nachnamen
auf: J. F. Grothe in der Nagelgasse 10 und 11.
Gut 20 Jahre später, 1843, erscheint unter der selben
Adresse Grothe, F. Mechanikus. Die Berufsbezeichnung wechselt 1846
zu Zeugschmidt. 1849 wird wieder ein Mechanikus Grothe
geführt, nun wohnhaft in der Louisenstraße 5.
Bereits 1852 wohnt Grothe, F., Mechanikus in der Krausenstraße 76 und schließlich 1855 - 1872 in der Dorotheenstraße 32. Eigentümlicher Weise wird unter dieser Adresse in den Adressbüchern 1858 - 1870 der Name des Mechanikers ohne das abschließende "e" abgedruckt: Groth, F., Mechanikus. 1871 und 1872 erscheint jedoch wieder Grothe, F., Mechanikus. |
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Nach 1873 ist kein Mechaniker oder Optiker "F. Grothe" oder
"F. Groth" in Berlin mehr nachweisbar. Folgender Schluss liegt an Hand dieser
Daten nahe: F. Groth(e) arbeitet ab 1843 in der Werkstatt seines Vaters J.F.
Grothe und eröffnet 1848/49 eine eigene Werkstatt, mit der er mehrfach
innerhalb Berlins umzieht. Die Bauart des Mikroskops und die Ausführung
des Objektivs mit vier kombinierbaren Linsen lässt eine Entstehungszeit
um 1850 - 1865 vermuten, die Schreibweise des Namens nach muss das Instrument
nach 1858 entstanden sein.
Offenbar konstruiert Groth in dieser Zeit einige wenige Mikroskope deren Objektive und Okulare er womöglich zukauft, da er selbst nie als Optiker/Optikus ausgewiesen wird. Die Datierung des hier gezeigten Mikroskops auf 1865 scheint damit sehr realistisch. Groth nimmt sich für diese Geräte anscheinend die Erzeugnisse aus der Werkstatt von Friedrick Wilhelm Schiek zum Vorbild, gestaltet die Stative ästhetisch um und ergänzt die kleinen Mikroskope um einen Grobtrieb. Die großen Stative aus der Franz Schmidt & Haensch werden Ende der 1860er mit ähnlichen Grobtriebkonstruktionen angeboten. |
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