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Oberhäuser Mikroskop: Trommelstativ aus dem Jahre 1846. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem, geschwärztem und grün lackiertem Messing und schwarzem Glas. Dieses Mikroskop ist ausgeführt als Trommelstativ, dessen Tischplatte und Aufbau sich um die optische Achse auf dem trommelförmigen Fuß drehen lässt. Die grobe Einstellung erfolgt durch einen Schiebetubus, der Feinfokus über eine unter der Säule angebrachte Rändelschraube. | ||||||
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Noch im "Preis-Verzeichnis der achromatischen Mikroskope von E. Hartnack,
Nachfolger von G. Oberhaeuser in Paris / Place Dauphine, 21" von 1861 erscheint
dieses Mikroskop wie folgt:
5. Achromatisches Mikroskop mit Vergrösserungen von 50, 65, 140,
172, 220 und 300; mit drehbarem Tisch und Platte desselben von schwarzem
Glas, Cylinderblendungen, Beleuchtungslinse für opake Körper,
Mahagonikästchen....290 Francs.
Diese Mikroskop gehört zum alten Bestand der Emery Candle Company, einer
Firma die 1840 von Thomas Emery in Cincinnati, Ohio gegründet wird und
ursprünglich der Kerzen- und Lampenproduktion gewidmet ist.
Dieser Stativtyp wird von der Oberhäuser'schen Werkstätte schon in der zweiten Hälfte der 1830er angeboten und befindet sich bis in die 1850er im Fertigungsprogramm der Firma. In der Größe weicht das Stativ kaum ab von der parallel produzirten mittleren Trommel, wie sie auch noch unter Hartnacks Leitung weite Verbreitung findet. Im Beleuchtungsapparat, der Drehung um die optische Achse und der Glaseinlage des Tisches, unterscheidet sich dieses Stativ jedoch massgeblich von dem etwas kleineren Modell. Hugo von Mohl diskutierte als Direktor des Botanischen Instituts der Universität Tübingen das hier gezeigte Mikroskopstativ (Mikrographie, oder Anleitung zur Kenntniss und zum Gebrauche des Mikroskops. Verlag von L. F. Fues; Tübingen 1846) sehr ausführlich und gibt neben Ratschlägen zur Verbesserung der Konstruktion folgendes Urteil ab: Dieses Mikroskopstativ gehört zu den vollkommensten, die es gibt. Für ein Reisemikroskop ist es etwas schwer, desto besser passt es dagegen für ein Standmikroskop, indem der schwere Fuss es eigentlich unmöglich macht, dass dasselbe durch Zufall umgeworfen wird. Der Objecttisch ist bei seiner bedeutenden Grösse (die Zeichnung ist in der Häöfte der wahren Grösse entworfen), und da er mit schwarzem Glase bedeckt ist, vortrefflich; die Möglichkeit, denselben um seine Achse zu drehen, ist in manchen Fällen sehr bequem. Oberhäuser gibt zwar seinen Mikroskopen keinen Schraubenmikrometer bei, allein es wäre ein solcher, ungeachtet dieser Bewegung des Objecttisches, wohl anzubringen, indem das Mikroskop gegen den Objecttisch unveränderlich fest steht und sich mit ihm bewegt. Die Bewegung der Blendung und des Dujardin'schen Beleuchtungsapparates durch die Hebelvorrichtung ist sanft und bequem, und lässt jede Modification des Lichtes zu.
Der am 16. Juli 1798 als Sohn eines bayrischen
Drechslermeisters in Ansbach (Mittelfranken) geborene Johann Georg
Oberhäuser besucht das Gymnasium und will den Ingenieurberuf ergreifen.
Durch den frühen Tod seines Vaters wird er jedoch gezwungen, 1812 als
Mechanikerlehrling bei dem Universitätsmechaniker du Mouceau in
Würzburg einzutreten.
Zunächst verbessert er das aus dem 18. Jahrhundert stammende Trommelstativ ab 1835, wobei er es unter anderem im Innern des Fußes mit Blei beschwert. Das Schutzrecht auf ein ein "microscope achromatique vertical à miroir fixe avec platine à tourbillon" wird Georges Oberhaeuser zusammen mit Achille Trécourt im Oktober 1837 erteilt. Oberhäusers Werkstatt gelangt schnell zu einem guten Ruf durch günstige und solide Instrumente mit ausgezeichneten achromatischen Objektiven. Der Berliner Botaniker Hermann Schacht (Das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen-Anatomie und Physiologie; Verlag von G.W.F. Müller, Berlin 1851) zum Beispiel lobt Mikroskope aus Oberhäusers Werkstatt sehr: Ich habe [ ] mindestens 30 Mikroskope verschiedener Grössen, von Oberhäuser angefertigt, unter den Händen gehabt, ich habe Jahre lang, erst mit einem kleinen, darauf mit einem mittleren Instrumente Oberhäusers gearbeitet, und deren Bilder sehr häufig, sowohl mit verschiedenen Mikroskopen von Schiek und Plössl, als auch mit Instrumenten von Norbert verglichen; dieser Vergleich entschied fast immer zu Gunsten Oberhäuser's; ich habe kein schlechtes Instrument aus dieser Werkstatt gesehen; mit der Grösse der Mikroskope und mit dem Preis derselben steigt jedoch, wie natürlich, auch die Güte der Objective.
1848 führt Oberhäuser das Hufeisenstativ ein, welches von allen
führenden Herstellern übernommen wird und fast 100 Jahre im Gebrauch
bleibt. Ferner standardisiert Oberhäuser die Tubuslänge auf 160
mm auf Veranlassung der damaligen Anatomen.
Den Kontakt zu seiner Geburtsstadt läßt Oberhäuser nie abbrechen, in späteren Jahren setzt er eine Stiftung zur "Linderung der Armut und Förderung industrieller Zwecke" in Ansbach aus. So wird ihm 1852 das Ehrenbürgerrecht der Stadt verliehen, deren Museen er mehrfach mit Schenkungen bedenkt. Oberhäuser verstirbt am 10. Januar 1868 in Paris. [Vergleiche Referenz 1, 2, 47, 56, 83 sowie Billings Collection Washington , AFIP 49089 60-4713-12, S. 42, Abb. 79 signiert "Georges Oberhaeuser, Place Dauphine 19, Paris, No. 1391" und ein identisches Stativ in der Ausstellung des Markgrafenmuseums Ansbach "Mikroskop von Johann Georg Oberhäuser"] |
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