|
Mittleres Mikroskop von Gundlach; Stativ 5 um 1872; Mikroskop aus zaponiertem und geschwärztem Messing. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus für die Grobeinstellung und eine Feineinstellung über Parallelogrammführung, zu bedienen durch ein Rändelrad unter der Tischebene. | |||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||
Schließlich führt ihn seine Wanderschaft nach Wetzlar wo er
im Optischen Institut arbeitet, welches zu jener Zeit (1858) von
Friedrich Belthle geleitet wird. In Wetzlar
heiratet Gundlach im Sommer 1859 und gründet mit Unterstützung
seines aus jener Stadt stammenden Schwagers einen eigenen Betrieb. Die beiden
Brüder Wilhelm (1840 1925) und Heinrich (1842 1907) Seibert,
welche als Verwandte Kellners noch unter
dem Institutsgründer angelernt worden sind, kann Gundlach für
seine neue Firma gewinnen und zur Kündigung bei Belthle überreden.
Auf den britischen Inseln arbeitet er bei verschiedenen Optikern und Mechanikern und kehrt schließlich nach Deutschland zurück um 1865 ein Optisches Institut in Berlin zu gründen. Die erste Werbung für die Mikroskope Gundlachs in Berlin erscheinen 1865 in Literarischer Anzeiger (1865. No. 4), der Beilagen zu J.C. Poggendorff [Hrsg.]: Annalen der Physik und Chemie und O. L. Erdmann und G. Werther [Hrsg.]: Journal für praktische Chemie als: Neue Microscope von vorzüglicher Güte, zu sehr billigen Preisen. 1 Microscop mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, 60-450fache Vergrösserung 20 Thlr. Mit 3 Objectiven 25 Thlr. Die Querstreifchen in Pleurosigma attenuatum sind scharf und deutlich erkennbar. Proben stehen zur Ansicht bereit. E. Gundlach, Optikus, Berlin, Oranienstr. 19
(Botan. Zeitung von Schlechtendal.) Die von Herrn E. Gundlach in Berlin verfertigten Mikroskope verdienen meines Erachtens in hohem Grade empfohlen zu werden. Genauer bekannt sind mir bis jetzt nur die kleineren derselben, z. B. No. 2 mit 2 Objectiv-Systemen und 2 Ocularen, schiefer Beleuchtung, Ocular-Mirkometer [sic!], 50-450facher Vergrösserung, Preis 23 Thlr. Die Bilder sind hell und scharf, namentlich zeichnet sich in penetrirender Wirkung die Objective vor allen mir bekannten kleineren Mikroskopen entschieden aus, indem das starke Objectiv mit Ocular II bei den grossen Exemplaren von Pleurosigma augulata mit schiefer Beleuchtung zwei Liniensysteme, mit Condensator [sic!] die sechseckigen Felder aufs Deutlichste zeigt. Der mechanische Theil ist geschmackvoll und gut gearbeitet. Ein neuerdings ausgegebenes Verzeichnis zählt 18 verschiedene Sorten, von 20-82 Thlrn., bis zu 1000facher Vergrösserung auf. Marburg, im April 1866 A. Wigand, Prof. d. Bot. Meine neuesten Mikroskope sind nicht nur die billigsten aller gegenwärtig verfertigten, sondern auch namentlich in ihrer optischen Leistung unübertroffen, und erkläre ich, dass ich dasjenige von mir gelieferte Mikroskop, welches von irgend einem anderen, nicht später als das meinige verfertigten, in seinem optischen Vermögen auch nur im mindesten übertroffen werden sollte, jederzeit selbst nach jahrelangem Gebrauch, unter Rückerstattung des vollen Betrages und sämmtlicher Unkosten zurücknehme. Preis-Courant gratis, Zahlung nach erfolgter Effectuirung. Berlin, Oranien-Str. 19. E. Gundlach, Optikus.
Die Mikroskope welche auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung allein unter allen Mikroskopen Deutschlands durch eine Preis-Medaille ausgezeichnet worden sind, werden hiermit zu nachstehenden Preisen empfohlen: Kleines Stativ mit grober und feiner Einstellung, schiefer Beleuchtung; mit 3 Objectiv-Linsen, 1 Ocular, bis 200fach vergr. 12 Thlr. Das nämliche Stativ mit Diaphragma, 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, bis 450fach vergr. 20 Thlr. Grösseres Stativ, mit 2 Objectiv-Systemen, 2 Ocularen, Mikrometer 26 Thlr. Stativ mit festem Tisch; feiner Einstellung an der Tubussäule (an vielen Universitäten bereits eingeführt); mit 2 Objectiven, 2 Ocularen, Mikrometer 32 Thlr. Dasselbe mit 3 Objectiven 36 Thlr. Dasselbe mit 4 Objectiven, das stärkste System für Immersion, bis 1200fach vergr. 50 Thlr. Preis-Courant gratis.
Gesellschaften.
Hr. G. Fritsch stellte ein grosses
Mikroskop vor von E. Gundlach in Berlin (Verlängerte Ritterstrasse
26.), und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neueren
Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon Manches
auch eigene Erfindungen des genannten Optikus ist. Hierher gehört die
Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des
Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes
vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch
Dauerhaftigkeit auszeichnet, muss die Zukunft lehren. In Bezug auf die
anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach
Hartnack'schem Muster construirte Polarisationsapparat, trefflich gearbeiteter
Oberhäuser'scher Zeichenapparat, Revolver zum schnellen Wechseln der
Objektive etc. Der berühmte Bakteriologe Ferdinand Julius Cohn lobt Mikroskope aus der Werkstatt von Ernst Gundlach besonders. In 45. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 77-78) hebt Prof. F. J. Cohn im Bericht der Versammlung der Gesellschaft vom 31. Januar 1867 Gundlachs Streben nach Herstellung sehr vollkommener und dabei sehr billiger Mikroskope hervor: Ein besonderes Verdienst hat sich Gundlach durch Herstellung von Immersionssystemen erworben, bei denen die kostspielige Correction der Hartnack'schen Linsen durch Eintauchen in einen mehr oder weniger concentrirten Glycerintropfen sinn- und erfolgreich ersetzt wird; die Gundlach'schen Immersionssysteme lösen bei geradem Licht und sehr starker Vergrösserung die Streifen von Pleurosigma angulatum mit ungewöhnlicher Vollkommenheit und stehen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, den Hartnack'schen Immersionslinsen nur in der Lichtstärke etwas nach. Dabei ist ihr Preis äusserst mässig; er beträgt für System 7 mit Glyzerin-Immersion und Oeffnungswinkel 175°, Vergrösserung 1140, nur 12 Thlr., während bei Hartnack das Immersionssystem Nr. 9 150 Frcs., Nr. 10 200 und Nr. 11 250 Frcs. kostet; ein Gundlach'sches Immerionssystem mit Correction kostet 15 Thlr. Sehr empfehlendswerth ist auch Gundlachs Präparirmikroskop, deren eins im Besitz des hiesigen phytophysiologischen Instituts ist; es kostet mit zwei Doubletts (Vrg. 10 und 20) und festem Mahagonikasten, zum Auflegen der Hände eingerichtet, 12 Thlr. Prof. F. J. Cohn bleibt treuer Kunde von Gundlach und so ist im 48. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Josef Max und Komp., Breslau 1871: 97) zu lesen, dass Cohn für das Pflanzenphysiologische Institut der Universität Breslau ein Stativ Nr. 5 von Gundlach (entsprechend dem hier gezeigten) mit den Objektiven II, IV, VI und VIII erworben hat und bei der fünften Versammlung der Gesellschaft im Frühjahr 1870 diesen Optiken bescheinigt, eine colossale Stärke der Vergrösserung, Reinheit des Bildes, Grösse des Gesichtsfeldes und der Focaldistanz [zu vereinigen] wie sie in dieser Vollendung bisher allein Hartnack zu leisten im Stande war.
Noch bevor das Mikroskop mit der Seriennummer 750 gefertigt wird zieht das expandierende Unternehmen im Februar 1871 in der Leibnitzstraße nach Charlottenburg; von nun an lautet die Signatur auf den Mikroskopen nur noch E. Gundlach. Die überdurchschnittlich hohen Löhne werden Gundlach zum Verhängnis und so muss er im August 1872 Konkurs anmelden. Mit finanzieller Beteiligung des Wetzlarer Kaufmanns Georg Krafft machen sich Wilhelm und Heinrich Seibert wenige Monate zuvor selbständig und stellen ihre Lieferungen an Gundlach ein, da dieser die Wechsel nicht mehr begleicht. Im Spätsommer 1872 übernimmt diese Firma das Unternehmen von Gundlach und signiert die Mikroskope zunächst noch mit E. Gundlach. In den Wintermonaten 1873 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 1000 gefertigt. Schließlich verlegt man die Werkstätte mit dem Namen E. Gundlach's Nachfolger Seibert & Krafft zum 1. Oktober 1873 nach Wetzlar. Die Nummerierung von Gundlach wird ohne Unterbrechung weitergeführt.
(Viele der Daten zu Gundlach mit besonders freundlicher Unterstützung von Hans Weil, Berlin) (Referenz 2, 37, 89) |
home | Mikroskopie | Spektroskopie | Varia |
© 2007 - 2008 by Timo Mappes, Germany